Wir haben alles verloren.

Syrien 2012: Bei einem Luftangriff durch den Krieg in Syrien werden im August 2012 die Wohnung der Familie von Sinan* und die gesamte Umgebung vollkommen zerstört.

Die Eltern fliehen mit der gesamten Familie daraufhin zu Fuß von Syrien über den Libanon nach Alexandria in Ägypten. Dort besucht Sinan zunächst bis zum Januar 2014 die Hochschule. Die Eltern von Sinan besitzen keine Aufenthaltserlaubnis in Ägypten und müssen mit der gesamten Familie Alexandria wieder verlassen.

Bei einer Rückkehr nach Syrien muss Sinan in den Krieg und kämpfen. Dies kommt für den jungen Mann nicht in Frage. Er will nicht auf seine Landsleute schießen. Die Familie beschafft sich Geld, um Sinan die Flucht zu ermöglichen. Sinan ist inzwischen 20 Jahre alt. Alleine macht er sich auf die Flucht nach Europa und verliert seine Eltern und minderjährigen Geschwister aus den Augen. Er flieht zu Fuß in den Libanon und zunächst mit dem Boot nach Griechenland. Von dort geht er zu Fuß weiter und erreicht im Juni 2014 endlich Deutschland. Im August stellt er einen Antrag auf Asyl und wird in die Asylunterkunft nach Rednitzhembach eingewiesen. Dort kümmert sich der Arbeitskreis Asyl Rednitzhembach mit ehrenamtlichen Helfern um ihn. Er erhält im Dezember 2014 die Anerkennung als Flüchtling. Zwischenzeitlich spricht er bereits gut Deutsch. Er besucht die Berufsschule in Nürnberg und sucht im Herbst 2016 eine Lehrstelle. Sinan möchte den Malerberuf erlernen.

Sinan wird ein Praktikum in einem Malerbetrieb in Schwabach ermöglicht. Sinan ist der Beruf nicht ganz fremd, da er bereits in Syrien im Malerbetrieb seines Onkels mitgearbeitet hat. In dem Schwabacher Betrieb nimmt man sich jedoch wenig Zeit für den jungen Syrer und schickt ihn mit anderen Malergesellen auf die Baustellen. Nach dem einwöchigen Praktikum erhält er weder eine Praktikumsbeurteilung noch eine kleine Vergütung für seine geleistete Arbeit. Eine Lehrstelle wird ihm ebenfalls nicht ermöglicht. Obwohl Sinan bereits gut Deutsch in Wort und Schrift beherrscht, wird als Grund für die Absage genannt, dass die Deutschkenntnisse von Sinan nicht gut genug sind.

Nach der Anerkennung als Flüchtling muss Sinan aus der Asylunterkunft ausziehen. Doch niemand will an einen jungen Flüchtling aus Syrien ohne eigenes Einkommen ein Zimmer oder eine kleine Wohnung vermieten. Über mehrere Monate erhält der Arbeitskreis Asyl Rednitzhembach bei der Wohnungssuche für Sinan nur unzählige Absagen.

Eine Familie in Roth mit zwei erwachsenen Kindern im Alter von Sinan vermietet ihm im September 2015 ein Zimmer und kümmert sich gleichzeitig um ihn. Sinan hat Glück und seine „neue Familie“ ermöglicht ihm ein angstfreies, sicheres Leben in Deutschland in Frieden und Freiheit. Trotzdem fehlt Sinan seine Familie sehr. Seit seiner Flucht ist ihm nicht genau bekannt, wo sich seine Eltern und seine kleinen Geschwister befinden.

*Name geändert

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