„Meine fünf Kinder und meine Frau warten darauf, dass ich sie vor dem Tod rette ....“

Damaskus in Syrien, Juli 2014. Im Heimatort von Salim Iskan* wütet seit Jahren der brutale Bürgerkrieg. Das Wohnhaus der Familie ist zerstört. Salim hat nur noch eine Chance. Ohne seine Familie macht er sich auf den langen und gefährlichen Weg nach Europa, um das Überleben seiner Familie zu sichern.
Ungarische Grenze, Oktober 2014. Mehr als drei Monate war er unterwegs, durchquerte zu Fuß Wälder und Bergregionen. Er schläft im Freien, hungert und friert. Völlig erschöpft und völlig fertig erreicht er Ungarn. An der Grenze wird er verhaftet, von den Polizisten geschlagen und getreten. Er wird gezwungen, ein Dokument zu unterschreiben, ohne dass es ihm übersetzt wird und wird wieder eingesperrt. Tagelang wird er gequält und misshandelt. Schließlich lässt man ihn laufen.
Körperlich und seelisch schwer krank flieht Salim weiter. Voller Hoffnung erreicht er endlich im November 2014 Deutschland. Hier hofft er Schutz zu erhalten und will so schnell wie möglich seine Familie aus dem Kriegsgebiet herausholen und ihr Leben retten. Aber Ende Januar bekommt er die bestürzende Nachricht, dass sein Asylantrag abgelehnt ist und er nach Ungarn abgeschoben wird. Dorthin, wo er gequält und misshandelt wurde.

Von Helfern wird über einen Anwalt vor Gericht ein Eilantrag gestellt, um die Abschiebung zu verhindern. Der Antrag wird Ende Februar abgelehnt. Salim und die Helfer sind verzweifelt.
Erneut versuchen Helfer die Abschiebung zu verhindern und suchen für Salim ein Kirchenasyl. Er kommt Anfang März 2015 in einem Kloster unter. Die Klosterschwestern kümmern sich um ihn und versuchen Salim, wo es geht, zu helfen. Außerdem bezahlen Sie die Rechtsanwaltskosten für Salim, da er zwischenzeitlich keinen Cent mehr besitzt.
Ende August 2015 verlässt er das Kirchenasyl. Mehr als sechs Monate nach seiner Ankunft in Deutschland kann er hoffen, dass sein Asylantrag nun in Deutschland weiterbearbeitet wird. Rechtlich ist die Abschiebung vom Tisch, da nunmehr Deutschland für sein Asylverfahren weiter zuständig ist.
Das Ausländeramt weist Salim in eine Asylunterkunft in Nürnberg ein. Wenige Tage später erhält er entgegen der gültigen Rechtslage vom Ausländeramt Nürnberg die Grenzübertrittsbescheinigung und schriftlich die Aufforderung zugestellt, Deutschland unverzüglich zu verlassen.

Hilfesuchend wendet sich Salim wieder an die Klosterschwestern, die den Arbeitskreis Asyl Rednitzhembach über den Vorgang informieren und um Hilfe bitten. Telefonisch und schriftlich wird unter Hinweis auf das bestehende Recht das Ausländeramt Nürnberg und schriftlich das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vom Arbeitskreis Asyl aufgefordert, die Grenzübertrittsbescheinigung und die Aufforderung zur Ausreise zurückzunehmen. Beide Behörden reagieren nicht und Salim bekommt auch kein Geld mehr für seinen Lebensunterhalt.
Die Klosterschwestern kümmern sich weiter um Salim und der Arbeitskreis Asyl bittet einen Anwalt um Hilfe. Der Anwalt erreicht über eine einstweilige Verfügung, dass die Grenzübertrittsbescheinigung und die Ausreiseaufforderung von der Ausländerbehörde in Nürnberg zurückgenommen werden und Leistungen für den Lebensunterhalt weiter gewährt werden.
Seit der Einreise in Deutschland ist zwischenzeitlich mehr als ein Jahr vergangen und Salim wartet verzweifelt auf seine Anerkennung als Flüchtling, damit er endlich seine fünf Kinder und seine Frau nach Deutschland holen kann. Seine Familie ist fast täglich den Kampfhandlungen in Damaskus ausgesetzt und fürchtet weiterhin um ihr Leben. Zwischenzeitlich sind die Grenzen von Syrien in die Türkei geschlossen. Eine Ausreise in die Türkei kostet viel Geld und frühestens Anfang 2017 ist ein Termin bei der Deutschen Botschaft in Ankara möglich, um den Antrag auf Familienzusammenführung zu stellen. Diese Termine werden zwischenzeitlich nur über den Schwarzmarkt vergeben und kosten mehrere hundert Euro.

Obwohl sich der Anwalt um die Anerkennung von Salim als Flüchtling kümmert, ist das BAMF bisher nicht in der Lage für Salim den Bescheid zu erstellen. Wird Salim seine Familie jemals lebend wiedersehen?

*Name geändert

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