Ankunft des Herrn ALI in Deutschland im November 2013 und in Rednitzhembach Anfang Januar 2014.
Anerkennung als Flüchtling bereits im Februar 2014 durch BAMF (Bundesamt für Migration). Dadurch Bleiberecht in Deutschland für 3 Jahre und bei Nachweis der erfolgreichen B1 Deutschkursprüfung Bleiberecht für immer.
Besuch des Integrationskurses in Schwabach ab März 2014 mit dem Ziel eines erfolgreichen Abschlusses B1.
Beginn der Familienzusammenführung durch AK Asyl Anfang April 2014. Hierzu ist ein Termin bei der Deutschen Botschaft in Ankara erforderlich. Dieser wird über IDATA (Datenbank der Botschaft) erst für den 18.07.2014 (Wartezeit 3 Monate) erteilt. Herr ALI ist über die lange Wartezeit enttäuscht, da er seine Familie (schwangere Frau und 3 Kinder 6, 3, 2 Jahre) seit seiner Flucht bei Verwandten an der türkisch-syrischen Grenze zurücklassen musste. Das jüngste Kind war noch nicht geboren. Trotz mehrfacher Anfrage bestätigt die Deutsche Botschaft den Termin nicht. Anfang Mai trifft der AK Asyl die Entscheidung, einen RA in Nürnberg mit der Schaffung der rechtlichen Voraussetzung für die Familienzusammenführung zu beauftragen. Eine Woche später wäre der Antrag auf Familienzusammenführung nicht mehr möglich gewesen wegen Fristablauf. Ein Antrag muss 3 Monate nach Erteilung der Aufenthaltserlaubnis gestellt werden. Der RA reicht die Antragsformulare mit den erforderlichen Unterlagen ein. Erst im Juni 2014 antwortet die Botschaft in Ankara, bestätigt den Eingang des Antrages und den Termin am 18.07.2014 bei der Botschaft.
Zwischenzeitlich erteilt das Ausländeramt beim LRA Roth die Vorabzustimmung zur Familienzusammenführung, um die Angelegenheit zu beschleunigen. Somit sind alle Unterlagen einschließlich der Vorabzustimmung vollzählig und rechtzeitig bei der Deutschen Botschaft in Ankara.
Herr ALI beantrag beim türkischen Konsulat in Nürnberg ein Visum für den Besuch seiner Familie in der Türkei, das mit einer maximalen Laufzeit von 4 Wochen ausgestellt wird. Am 10.07.2014 fliegt Herr ALI in die Türkei, um seine Familie an der türkischen Grenze zu Syrien abzuholen, um den Termin bei der deutschen Botschaft in Ankara wahrzunehmen. Für den Aufenthalt der Familie mietet er in Ankara ein unmöbliertes Zimmer, damit die Familie für die Zeit ein Dach über dem Kopf hat.
Vom Jobcenter in Roth wird Herrn ALI 3 Wochen Urlaub erteilt. Danach entfällt sämtliche Unterstützung durch das Jobcenter. Am 18.07.2014 stellt Herr ALI zusammen mit seiner Familie erfolgreich den Antrag auf Erteilung des Visums. Die deutsche Botschaft erklärt, dass telefonische Rückmeldung erfolgt, sobald die Visa fertig sind.
Da am 10.08.2014 das Visum für den Türkeiaufenthalt für Herrn ALI abläuft und die deutsche Botschaft bisher nicht reagiert hat, muss Herr ALI die Türkei wieder verlassen und er fliegt zurück nach Deutschland. Er muss seine Frau mit den 4 Kleinstkindern allein in Ankara in dem leeren Zimmer zurück lassen. Zwischenzeitlich sind die zwei kleinsten Kinder erkrankt, davon das zweitjüngste chronisch, weshalb dringend fachärztliche Hilfe notwendig wird.
Sofort nach der Rückkehr in Rednitzhembach beantrag Herr ALI beim türkischen Konsulat in Nürnberg erneut ein Visum für den Aufenthalt bei seiner Familie in der Türkei. Das Visum hat dieses Mal eine Laufzeit von 3 Monaten. Der AK Asyl finanziert erneut das Flugticket über Spendengelder für Herrn ALI, der innerhalt der nächsten 7 Tage zu seiner Familie in Ankara zurückkehrt.
Obwohl Herr ALI mehrmals bei der deutschen Botschaft in Ankara vorspricht, reagiert die deutsche Botschaft nicht. Der AK Asyl bittet die Bundestagsabgeordnete der SPD, Gabriele Heinrich, um Hilfe. Das Abgeordnetenbüro Heinrich in Berlin ermittelt über das Auswärtige Amt in Berlin, dass noch einige bürokratische Hürden für die Erteilung des Reisepasses der Ehefrau notwendig sind. Durch mehrfachen Schriftverkehr zwischen dem AK Asyl, dem Büro Heinrich, sowie dem Ausländeramt und dem BAMF kommt endlich Bewegung in die Sache. Das Büro Heinrich erhält Rückmeldung, dass zwischenzeitlich alle Unterlagen bei der Deutschen Botschaft in Ankara vollständig vorliegen und das Visum erteilt werden kann. (zwischenzeitlich ist es Mitte September 2014). Trotz dieser Tatsache wird Herr ALI bei seiner Vorsprache bei der Deutschen Botschaft in Ankara immer wieder weggeschickt. Zuletzt mit dem Hinweise, er soll erst wiederkommen, wenn er von der deutschen Botschaft Nachricht erhält.
Durch die erneute Ausreise in die Türkei erhält Herr ALI vom Jobcenter keinerlei finanzielle Unterstützung mehr und er ist völlig mittellos in der Türkei auf sich gestellt. Lediglich über Spendengelder des AK Asyl wird das Überleben der Familie gesichert. Vom AK Asyl wurde bereits seit 15.07.2014 eine Wohnung in Rednitzhembach angemietet und aus Spenden vollständig eingerichtet.
Zwischenzeitlich sind seit der Antragstellung 2 Monate vergangen, ohne dass die deutsche Botschaft eine Entscheidung über die Erteilung der Visa trifft. Vom AK Asyl wird das Büro Heinrich nochmals eingehend um Unterstützung gebeten, da sich die Situation der in der Türkei lebenden Familie ständig verschlechter, auch gehen dem AK Asyl zwischenzeitlich die Spendengelde aus, so dass eine finanzielle Unterstützung der Familie in Frage gestellt ist.
Daraufhin fordert das Büro Heinrich über das Auswärtige Amt die deutsche Botschaft in Ankara auf, einen Termin für die Aushändigung der Visa an die Familie ALI zu vergeben. Der Bitte wird von der deutschen Botschaft in Ankara Folge geleistet. Herr ALI erhält weitere 4 Wochen später am 31.10.2014 einen Termin für die Erteilung des Visums.
Dadurch hat endlich der AK Asyl eine E-Mail-Adresse der deutschen Botschaft in Ankara und den Namen eines Sachbearbeiters. Am selben Tag schildert der AK Asyl dem Sachbearbeiter an der deutschen Botschaft in Ankara die Notsituation der Familie. Daraufhin erfolgt am nächsten Tag von dem Sachbearbeiter an der deutschen Botschaft eine Terminvorverlegung um 20 Tage auf den 10.10.2014.
Vom AK-Asyl wird von Spendengeldern daraufhin für den 14.10.2014 (3 Tage nasch Visumerteilung) ein Flug für die gesamt Familie nach Nürnberg gebucht. Termingerecht erfolgt am 10.10.2014 die Aushändigung des Visums von der deutschen Botschaft an die Familie ALI. Von Familie ALI wird Am 14.10.2014 der geplante Flug angetreten. Auf Nachfrage von Herrn ALI am Flughafen in Ankara erhält er die Auskunft, dass alle Unterlagen er Familie ok sind und ein Weiterflug in Istanbul möglich ist.
In Istanbul wird jedoch der Familie ALI der Weiterflug verweigert. Als Begründung wird genannt, dass die Ehefrau vor 2 Jahren illegal von Syrien in die Türkei eingereist ist und deshalb eine Strafe von 1500 türkischen Lira (530 €) bezahlt werden muss. Erst 8 Stunden nach Bezahlung dieser Strafgebühr ist ein Weiterflug der Familie möglich.
Der vom AK Asyl mit Spendengeldern gebucht Flug für die Familie verfällt und kann auch nicht auf einen späteren Zeitpunkt übertragen werden. Herr ALI sendet einen Hilferuf an den AK Asyl. Trotz sofortiger Bemühungen des AK Asyl, des Reisebüros, eines türkischen Dolmetschers und Kontaktaufnahme mit der deutschen Botschaft in Ankara, dem türkischen Konsulat in Nürnberg und Reklamation bei Türkisch Airlines wird der Familie der Weiterflug in Istanbul verweigert.
So sitzt die Familie ALI am 14.10.2014 spätabends mit 4 Kleinstkindern, mittelos und ohne Perspektive am Flughafen in Istanbul.
Mietglieder des AK Asyl überweisen aus privaten Mitteln an die Familie ALI 2500 €, um der Familie die Möglichkeit zu geben, die Strafgebühr vor Ort zu bezahlen und in Istanbul einen neuen Flug nach Nürnberg zu buchen.
Ohne diese private Finanzhilfe währe die Familie in Istanbul hilflos dem Untergang gewidmet.Zwischenzeitlich kostet ein Flug von Istanbul nach Nürnberg doppelt soviel, als der vom AK Asyl vorab gebuchte erste Flug. Erst durch die privaten Mittel von Bürgern aus Rednitzhembach kann Familie ALI mit ihren 4 Kindern einen Tag später am Abend des 15.10.2014 von Istanbul nach Nürnberg fliegen.
Dort wird sie völlig erschöpft aber glücklich von Mitgliedern des AK Asyl in Empfang genommen und in die bereits seit 3 Monaten angemietet und vollständig eingerichtete Wohnung in Rednitzhembach gebracht.
In der Wohnung haben fleißige Hände von jungen Frauen aus Rednitzhembach ein Wunder vollbracht, alles ist für die erste Zeit in der neuen Heimat vorhanden. Auch ein Willkommensgruß der Hausmitbewohner war vorbereitet.
Endlich in der neuen Heimat angekommen.